Einsatzkräfte sind in Notsituationen oft mit der Aufgabe konfrontiert, schwere Einsatzmaterialien zu transportieren. Dabei können ergonomische Herausforderungen auftreten, die ihre Gesundheit und Sicherheit gefährden. In diesem Artikel betrachten wir die Bedeutung der Ergonomie bei der Arbeit von Einsatzkräften und zeigen, wie ergonomische Prinzipien dazu beitragen können, den Transport schwerer Materialien sicherer und effizienter zu gestalten. Erfahren Sie, wie richtige Schulung und Prävention dazu beitragen können, Verletzungen zu verhindern und die Gesundheit von Einsatzkräften zu erhalten.

Definition von Ergonomie und die Bedeutung für Einsatzkräfte

Ergonomie ist die Wissenschaft der Gestaltung von Arbeitsplätzen, Produkten und Systemen, um sie an die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Arbeitskräfte anzupassen. In Bezug auf Einsatzkräfte bedeutet dies, sicherzustellen, dass ihre Arbeitsumgebung und -methoden so gestaltet sind, dass sie Komfort, Effizienz und vor allem Sicherheit gewährleisten. Denn Einsatzkräfte arbeiten in gefährlichen Umgebungen und müssen in Notsituationen schnell und effizient handeln. Daher ist die Ergonomie von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass sie in der Lage sind, ihre Aufgaben ohne Verletzungen oder gesundheitliche Probleme zu erfüllen.

Warum Ergonomie besonders wichtig für Einsatzkräfte ist

  • Vielseitige Aufgaben und Gefahrenlagen: Einsatzkräfte haben vielfältige Aufgaben, die von der Brandbekämpfung über die Rettung von Verletzten bis hin zur technischen Hilfeleistung reichen. Jede dieser Aufgaben erfordert unterschiedliche körperliche Anstrengungen und Bewegungen. Ergonomische Anpassungen sind schwierig, da sie sich in verschiedenen Situationen immer wieder ändern.
  • Hohe Verantwortung und Zeitdruck: Die Arbeit von Einsatzkräften ist von Natur aus stressig und zeitkritisch. In Notsituationen müssen sie schnell und effizient handeln, was die Einhaltung ergonomischer Prinzipien erschwert. Dennoch ist es von entscheidender Bedeutung, um Verletzungen oder gesundheitliche Problemen vorzubeugen.
Ergonomie beim Transport von Materialien im Einsatz

Beispiele für die negativen Auswirkungen von schlechter Ergonomie auf die Gesundheit der Einsatzkräfte:

  • Muskel- und Skelettprobleme: Wiederholte schlechte Körperhaltung, falsche Hebe- und Tragetechniken sowie die Verwendung von schwerem Einsatzmaterial können zu Muskel- und Skelettproblemen führen. Dies kann von Rückenschmerzen bis hin zu langfristigen orthopädischen Problemen reichen.
  • Verletzungen und Unfälle: Mangelnde Ergonomie kann zu akuten Verletzungen führen, wie Muskelzerrungen oder Bandscheibenvorfälle. Auch Unfälle sind eine Gefahr, wenn Einsatzkräfte nicht ergonomisch korrekt arbeiten können.
  • Langfristige Gesundheitsprobleme: Die Auswirkungen von schlechter Ergonomie können sich im Laufe der Zeit aufsummieren und zu langfristigen Gesundheitsproblemen führen, darunter chronische Schmerzen, Arthritis und Verschleißerscheinungen der Gelenke.

Herausforderungen beim Transport von Einsatzmaterialien

Der Transport schwerer Einsatzmaterialien stellt Einsatzkräfte vor diverse Herausforderungen:

  • Vielfältigkeit der Einsatzmaterialien: Die Materialien variieren stark in Gewicht, Größe und Form, was den Transport komplexer gestaltet.
  • Vielseitigkeit der Aufgaben: Jeder Einsatzort ist individuell, wodurch Prozesse nur bis zu einem gewissen Grad standardisiert werden können.
  • Heben, Tragen und Schieben: Der Transport von Materialien erfordert das Heben, Tragen und Schieben von Gegenständen. Dies kann zu physischen Belastungen führen, insbesondere wenn die ergonomischen Prinzipien nicht beachtet werden.
  • Keine oder mangelhafte technische Hilfsmittel: Wenn schwere Einsatzmaterialien ohne geeignete Hilfsmittel transportiert werden müssen, kann dies zur Überlastung von Muskeln und Skelett führen.

Praxisbeispiel: Die Rollwagenrampen von inventied sind ein geeignetes technisches Hilfsmittel, mit denen schwere Rollwagen problemlos über Hindernisse wie Bordsteine transportiert werden können.

Explorer im Einsatz

Techniken, Ergonomische Prinzipien und Verhaltensregeln

Um die Gefahren und Herausforderungen beim Transport von Einsatzmaterialen zu reduzieren, geben wir einen Einblick in geeignete Maßnahmen zur Minimierung des Risikos.

Rangordnung der Maßnahmen zum Materialtransport

Egal wie ergonomisch und gut die Arbeitsplatzgestaltung ist, sobald eine schwere Last von Einsatzkräften ohne Hilfsmittel transportiert werden muss, entsteht eine Verletzungs- und Unfallgefahr. Daher sollte folgende Rangordnung beim Transport eingehalten werden, die im § 64 des Arbeitnehmerschutzgesetzes vorgeschrieben ist:

  1. Vermeiden der Lastenhandhabung: Setzen Sie technische Geräte wie Gabelstapler oder Hebezeuge ein, um das manuelle Handling komplett zu vermeiden.
  2. Technische Maßnahmen zur Unterstützung: Wenn technische Geräte nicht eingesetzt werden können, sind im nächsten Schritt technische Maßnahmen zur Unterstützung heranzuziehen. Dazu zählen unter anderem Schubkarren, Rampen und Flaschenzüge.
  3. Organisatorische Maßnahmen: Alle übrigen Lasten sind durch organisatorische Maßnahmen weiter zu reduzieren. Dann können beispielsweise weitere Einsatzkräfte zu Unterstützung hinzugezogen oder die Lasten reduziert werden.

Körpergerechte Handhabung von schweren Lasten

Im Einsatzalltag können die aufgeführten Maßnahmen nicht immer in der oben beschriebenen Form umgesetzt werden. So können Lasten beispielsweise nur bedingt reduziert werden. Eine Tauchpumpe wiegt eben viel und kann nicht einfach in passende Größen und Gewichte demontiert werden, um den Anforderungen gerecht zu werden. Daher ist es umso wichtiger, dass folgende ergonomischen Prinzipien und Verhaltensregeln beim manuellen Transport von Einsatzmaterialien beachtet werden:

  • Die Körperposition sollte möglichst nah und frontal zum Gegenstand sein, und die Füße sollten mindestens in hüftbreitem Abstand voneinander stehen.
  • Beim Anheben der Last sollten die Knie gebeugt und der Rücken gerade gehalten werden.
  • Beim Absetzen von Lasten sollte dieselbe umgekehrte Methode wie beim Anheben verwendet werden, und dies sollte gleichmäßig erfolgen.
  • Vermeiden Sie ruckartiges Anheben von Lasten.
  • Vermeiden Sie es, Lasten kurz vor dem Absetzen plötzlich abzufangen.
  • Es ist wichtig, Verdrehungen oder seitliche Neigungen der Wirbelsäule zu vermeiden.
  • Versuchen Sie, einseitige und unsymmetrische Belastungen zu vermeiden.
  • Tragen Sie die Last möglichst körpernah und verwenden Sie beide Hände
  • Die Last sollte, wenn möglich, am Körper abgestützt werden.
  • Die Last auf Schultern oder dem Rücken zu tragen.
  • Für unhandliche, sperrige und schwere Lasten ist es ratsam, sie mit mehreren Personen zu tragen.

Neben den Verhaltensregeln hilft es natürlich, sich fit zu halten und die eigene Muskulatur zu stärken.

Praxisbeispiel: Unser Anhängeraufbau Vario-Load-Rescue für Rettungs- und Bergungsaufgaben im THW ist so ausgelegt, dass die ergonomischen Verhaltensregeln bestmöglich eingehalten werden können.

Vario-Load-Rescue Übersichtbild

Erlernen von ergonomischen Verhaltensregeln

Die Schulung von Einsatzkräften in Bezug auf Ergonomie ist wichtig, um deren Sicherheit und Gesundheit zu gewährleisten.

Förderung einer sicherheitsbewussten Kultur

Es ist wichtig, dass eine Kultur der Sicherheit gefördert wird, in der Ergonomie als wesentlicher Bestandteil der Arbeitsweise angesehen wird. Dies kann durch die Anerkennung und Belohnung sicherer Verhaltensweisen und die offene Kommunikation über Sicherheitsbedenken erreicht werden. Hier sollten vor allem Führungspersonen wie Zug-, Gruppen-, und Truppführer eine Vorbildfunktion einnehmen und die Kultur aktiv bei Ausbildungen sowie Einsätzen unterstützen.

Integration von ergonomischen Verhaltensregeln bei der Ausbildung

In realen Einsatzsituationen ist oft schnelles Handeln erforderlich. Daher bieten sich insbesondere Ausbildungen an, um ergonomische Verhaltensregeln zu erlernen. Dabei ist es nicht notwendig, den Ausbildungsplan zu erweitern. Die ergonomischen Prinzipien können einfach in die bestehenden Ausbildungen integriert werden. Vor Beginn einer Ausbildung sollten passende ergonomische Prinzipien erörtert werden. Während der Ausbildung sollte auf deren Einhaltung geachtet und gegebenenfalls korrigiert werden. Nach Abschluss der Ausbildung ist es sinnvoll, Feedback zu geben, um auf mögliche Verbesserungsbereiche hinzuweisen und auch Lob auszusprechen.

Zudem können auf diese Weise am besten technische Hilfsmittel und organisatorische Maßnahmen identifiziert werden, um die Ergonomie der Einsatzkräfte bei der Ausbildung und im Einsatz zu optimieren.

Offene Fragen zu unseren Produkten?

Wenn bei unseren Produkten wie dem Vario-Load-Rescue oder unseren Rollwagenrampen noch Fragen zum ergonomischen Umgang offen bleiben, zögern Sie nicht uns zu kontaktieren!

Anlaufstellen für mehr Informationen zum Thema Ergonomie

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Autor: Markus Weidmann

CTO bei inventied

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